Dr. med. Ursula Hülsbrink Dr. med. Bernhard Weise
Dr. med. Ursula Hülsbrink               Dr. med. Bernhard Weise

Digitalisierung, was erwartet uns

 

IT Anbindung,

schlimmer geht nimmer,

ein Erfahrungsbericht

 

Wie inzwischen alle wissen hat sich unser aktueller Gesundheitsminister die schnelle Umsetzung der Digitalisierung des Gesundheitswesen auf die Fahnen geschrieben. Als niedergelassene Mediziner wurden wir unter Androhung von Honorarkürzungen zu gezwungen eine solche IT – Anbindung bis 30.06.2019 herstellen zu lassen. Mitte letzten Jahres habe ich mich dann entschlossen die notwendigen Schritte einzuleiten und habe dann versucht den notwendigen digitalen Praxisausweis, eine Art spezielle SIM-Karte,  zu beantragen. Die Bestellung war ausschließlich  online möglich und mit allerlei Passwörtern und Sicherheitsabfragen  verbunden; insgesamt sehr kompliziert.

Als dann mehrere Monaten nach Beendigung des Vorganges keine Aktion folgte, bin ich nochmals auf die Internetseite gegangen und musste feststellen, dass der sehr komplizierte Bestellvorgang noch gar nicht abgeschlossen war.  Das habe ich dann nachgeholt. Anschließend trafen dann Karte und Aktivierungscode getrennt mit persönlicher Zustellung der Karte ein.

Parallel  musste ich dann die notwendigen neuen Lesegeräte bestellen. Um für Ausfälle gewappnet zu sein und um den Patientenansturm am Quartalsanfang bewerkstelligen zu können habe ich  zwei stationäre Geräte für die Anmeldung und eine mobiles Gerät  für die Hausbesuche bestellt.

Diese trafen dann ein. Anschließend konnten wir für Anfang März einen Termin mit unserer Praxissoftwarefirma zur Installation der Geräte vereinbaren.

Bei der Installation der Geräte viel dann sofort auf, dass für das mobile Gerät eine eigene SIM Karte benötigt wird. Darauf bin ich während des gesamten, elend langen, Bestellvorganges nicht einmal hingewiesen worden. Das zweite stationäre Gerät war defekt und musste nachbestellt werden.

Einen zweite SIM-Karte habe ich sofort bestellt, woraufhin neben der Rechnung eine Mail  mit dem Hinweis erschien, dass ich für mein mobiles Gerät eine separate Sim Karte benötige; wie passend.

Bei der Installation wurde auch deutlich, dass beide stationären Geräte über die gleiche SIM Karte ins Internet auf einen großen Server zugreifen. Ist das erste Gerät also defekt, funktioniert auch das zweite nicht. Das nenne ich mal einen  Fortschritt.

Besonders ärgerlich wurden wir aber als wir feststellten dass wir mit den alten Lesegeräten   vier Sekunden zum Einlesen benötigen und mit den Neuen Geräten 17 !!! Sekunden.  Bei 2000 Karteneinlesungen  pro Quartal kommen in unserer Praxis 26000 Sekunden oder 7,2 Arbeitsstunden zusätzlich zustande. Da diese Zeiten aber nur erreicht werden wenn die Internetverbindungen tadellos funktionieren und auch nur 1 Kartelesegerät arbeitet, dürften der tastsächliche Zeitaufwand  noch deutlich höher sein.  Mindestens 7,2 Stunden zusätzliche Arbeitszeit  für rein bürokratische Tätigkeiten ohne jeden medizinischen Nutzen.

Ärgerlich ist, dass wir von keinem Protagonisten dieses „Fortschritts“, weder von den Politiker noch von den Funktionären noch von den IT-Mitarbeitern auf diesen Missstand  hingewiesen werden.  Selbst Kollegen die schon angebunden sind berichten nicht über derartige Auswüchse. Schaut da keiner mehr hin oder haben bereits alle vor dieser Bürokratieschwemme resigniert ?

 

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